Dr. Oliverdom Oguadiuru feiert 30-jähriges Priesterjubiläum
Drei Jahrzehnte und unzählige unterschiedliche Erfahrungen: Am 15. Juli 1995 wurde Oliverdom Oguadiuru im Bistum Umuahia in Süd-Nigeria zum Priester geweiht. Heute ist er Pastor in der Propsteipfarrei St. Augustinus in Gelsenkirchen und Krankenhausseelsorger im Marienhospital. Am 20. Juli um 10 Uhr wird er sein Jubiläum in einem Festgottesdienst in St. Augustinus feiern.
Ursprünglich hätte es auch das Militär werden können: Den sechsjährigen Oliverdom haben in seinem Geburtsort Amaoba die Generäle in ihren Uniformen gleichermaßen beeindruckt wie die Priester in ihren weißen Soutanen. Auch nach der Grundschule, die in Nigeria sechs Jahre dauert, standen dem Zwölfjährigen noch alle Optionen offen: Sowohl ein Wechsel auf eine Militärschule als auch auf das Gymnasium für zukünftige Priesterseminaristen war denkbar. In beiden Fällen musste für die Bewerbung je ein Gespräch geführt werden, dessen Ergebnisse der junge Schüler abwarten wollte.
Während das Aufnahmegespräch für das geistliche Seminar erfolgreich war, scheiterte das Gespräch für die Militärschule – und zwar an einer Autopanne, die die Fahrt zum Termin in die nächstgrößere Stadt verhinderte. Zufall oder Fügung? Oliverdom wählte, zur Freude seiner Mutter, die geistliche Schullaufbahn.
Die Orientierung zum Glauben hin war jedoch auch familiär bereits angelegt: Seine Eltern waren praktizierende Katholiken, der Vater im Ehrenamt Katechet an der Dorfkirche, wo er Morgengebete und Wortgottesdienste verantwortete. Auch Oliverdom waren die Stationen der Priesterausbildung schon seit der Kindheit vertraut. Er hatte schon viele Seminaristen kennengelernt, die im Praktikum im Rahmen ihrer apostolic work in der örtlichen Gemeinde arbeiteten. In seiner Jugend war er zunehmend als ortskundige Kontaktperson für sie tätig und hat so Seelsorge ermöglicht: Wer in der Gemeinde hat möglicherweise Sorgen oder Probleme, welche Bedürfnisse gibt es?
Nach seinem Schulabschluss im Priesterseminar und einer achtjährigen Studienzeit, die schwerpunktmäßig Philosophie und Theologie umfasste, wurde er 1994 zum Diakon und 1995 zum Priester geweiht. Nach zwei Kaplansstellen wurde er 1997 Pfarrer in der St. Michaels-Gemeinde Ariam Ikwuano Umuahia.
So hätte es bleiben können. Doch Ende 2004 entschied sein Bischof, ihn zum Masterstudium nach Salzburg in Österreich zu schicken. Diese Entsendung war Auszeichnung und Aufgabe zugleich: Sie ermöglichte neue Chancen und Erfahrungen, erforderte jedoch, vertraute Heimat und familiäre Beziehungen zurückzulassen.
Nach dem Abschluss des Masterstudiums zog Oliverdom Oguadiuru nach Bochum, wo er 2017 in Bibelwissenschaften promovierte, und kam noch im selben Jahr als Priester nach Gelsenkirchen. Anders, als nun vielleicht erwartet, war Gelsenkirchen kein neues Terrain für ihn – seine Verbindung in die Emscherstadt reicht sogar weit zurück: Noch vor seiner Zeit in Salzburg hatte er in Nigeria den damaligen Propst von St. Augustinus, Manfred Paas, kennengelernt, der dort im Sommer 2004 anlässlich eines Priesterjubiläums zu Besuch war. Oliverdom, zu diesem Zeitpunkt noch Priester in einer Nachbargemeinde, lud die deutschen Gäste zum Essen ein – und ein reger Kontakt entstand. So kam es, dass er schon zur Zeit seines Studiums in Österreich regelmäßig in Gelsenkirchen zu Gast war. Er erzählt, dass Propst Paas ihn maßgeblich in die deutsche Sprache und (Kirchen-)Kultur einführte und er schon bald bei Gelegenheit Messen und Beerdigungsfeiern übernahm.
Heute, nach über 20 Jahren, sei Gelsenkirchen längst seine zweite Heimat geworden. Seiner „ersten Heimat“ ist er noch immer eng verbunden: durch seine Familie, regelmäßige Besuche und soziale Projekte, die ihm sehr am Herzen liegen. Auf Unterschiede zwischen seinem Geburtsort und seinem aktuellen Wirkungsort angesprochen, lächelt er diplomatisch: Die völlig andere Dynamik von Gottesdiensten in Nigeria, die Musik und Tanz beinhalten und nicht unter eineinhalb Stunden Dauer denkbar sind, lässt sich nicht verleugnen. Doch was er hier wie dort als seine zentrale Aufgabe wahrnimmt, ist dasselbe: mit Menschen Freude und Leid zu teilen, für sie da zu sein, ihnen Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Zeit zu schenken.
Das macht er auch in seiner Rolle als Krankenhausseelsorger im Marienhospital, wo er nicht nur Kranke begleitet, sondern auch für deren Familien Ansprechperson ist. Er erzählt, dass er im Krankenhaus mit viel Leid und zunehmend auch mit großer Einsamkeit konfrontiert ist, jedoch auch immer wieder auf Patient:innen trifft, die ihre Situation mit klarem Blick mutig annehmen können. Als besonders berührend beschreibt er die Gedenkfeiern für Sternenkinder, die drei Mal jährlich stattfinden.
Die aktuellen Probleme der Kirche mit rückläufigen Mitgliederzahlen, notwendigen Fusionen und geschlossenen Gebäuden sind an ihm nicht vorbei gegangen. Woher also nimmt er seine Hoffnung? „Die Kirche gehört Gott, nicht uns“, sagt er. „Und der hat versprochen, sie niemals untergehen zu lassen.“ Und deshalb wird auch er die Hoffnung nicht aufgeben und weiter tun, was er seit 30 Jahren als seine Aufgabe versteht: für Menschen da sein.
Text: J.L. Gutmann, Propsteipfarrei St. Augustinus
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