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Pfarrei | #mitteilung

„Ich wurde in meinem Dienst als Seelsorger reich beschenkt.“

Heute, am 9. Juni, feiert Werner Pieper sein 50. Priesterjubiläum. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat er viel gesehen von Deutschland und der Welt: Von Oldenburg bis München war er in insgesamt acht Diözesen tätig und hat dabei wertvolle Erfahrungen gemacht.

Doch von vorn: Geboren in Havixbeck bei Münster und aufgewachsen in Rotthausen und Bulmke, hat er schon als Kind in Gelsenkirchen die Oblaten im Klösterchen kennengelernt. Doch dass er einmal als Rektor dorthin zurückkehren würde, war damals noch nicht abzusehen. Ganz im Gegenteil: Nach dem Schulabschluss entschied er sich zunächst für eine Ausbildung zum Feinmechaniker. Nach der Gesellenprüfung stand eine Ausbildung zum Berufsschullehrer im Raum.

„Der Wind des 2. Vatikanischen Konzils hat mich aus der Werkstatt getrieben“

Doch es kam anders: Die Aufbruchstimmung des zweiten Vatikanischen Konzils hat ihn angesteckt, die Idee von Volkskirche begeistert. Da wollte er dabei sein und mit anpacken. Werner Pieper nahm wieder Kontakt mit den Oblaten auf. Nach seinem Schulabschluss begann er mit 23 Jahren sein Noviziat im Kloster Engelport. „Der Wind des 2. Vatikanischen Konzils hat mich aus der [Mechaniker-]Werkstatt getrieben“ sagt er rückblickend.

Es folgen sechs Jahre des Theologiestudiums in Mainz, bevor er 1974 in Münster zum Priester geweiht wurde. Als Primizspruch wählte er keine Bibelstelle, sondern ein Zitat von Edith Stein, das ihn seither trägt und ermutigt: „Ich weiß, dass ich jemanden in meiner Nähe habe, dem ich rückhaltlos vertrauen kann, und das ist etwas, was Mut und Kraft gibt.“

Mit diesem Vertrauen kam er 1974 als Kaplan nach Biberach an der Riß. Dort soll er erst einmal Gemeindeleben erfahren, bevor er sich als Seelsorger neuen Herausforderungen stellt. Doch Herausforderungen gab es bald zur Genüge, als nach nur drei Monaten der Pfarrer krankheitsbedingt ausfällt und Werner Pieper als junger Kaplan von heute auf morgen auf sich allein gestellt ist. Ein Dreivierteljahr hat er die Gemeinde allein geleitet – und dabei viel Hilfe seitens ihrer Mitglieder erfahren. Nach den Jahren in Biberach, die er als eine „reiche Zeit“ mit einer lebendigen, aktiven Gemeinde erinnert, ging es nach Essen-Heidhausen. Im dortigen Exerzitienhaus kam er mit all ihren Formen, von Familienexerzitien bis Soldatenexerzitien, in Berührung. Auch bei der Touristenseelsorge auf Texel war er aktiv.

Nach zehn Jahren in Essen-Heidhausen wurde er von seinem Orden nach München geschickt, denn dort wurde ein Krankenhausseelsorger gebraucht. Er hat den Aufbau der Hospiz- und Palliativstation begleitet und erzählt, dass er seitens der Patienten wohl manches Mal Erstaunen im Hinblick auf seine Anwesenheit erlebt hat, aber so gut wie nie auf Ablehnung gestoßen ist. Auf die Frage eines Bekannten, wie lange er diese Arbeit noch durchhalte, war seine Antwort: „Solange ich das Gefühl habe, von den Menschen derartig beschenkt zu werden.“

Man glaubt ihm, wenn er sagt, dass er seine vielfältigen seelsorglichen Erfahrungen immer als eine Erweiterung seiner Perspektive auf das Leben erfahren hat.

„Ich habe nicht die Antworten“

Und die Kirche heute? Was ist vom Aufbruchsgeist des zweiten vatikanischen Konzils geblieben? Darüber denkt er lange nach. Und sagt dann, dass die Kirche seinem Eindruck nach zurzeit sehr um sich selbst kreist. Und, so fragt er sich, dadurch vielleicht die Begleitung der Menschen bei der Suche nach einem gelingenden Leben aus dem Blick verliert? Denn so versteht er seine Aufgabe als Seelsorger: „Ich habe nicht die Antworten“ – gleichwohl ist er bereit, sich gemeinsam mit den Menschen auf die Suche danach zu machen.

Dass die Menschen „ihre“ Antworten meist selbst haben, hat er auch immer wieder erfahren. Er erzählt von einem theologisch begabten jungen Mann, dem von seinem Umfeld vermittelt wurde, er solle unbedingt Priester werden. Doch der junge Mann ist unsicher. Als Werner Pieper ihn fragt, was er denn spontan und ohne Rücksicht auf die von außen geäußerten Vorschläge werden will, antwortet der: Förster. Der Mann ist Förster geworden. Und später auch Priester. Werner Pieper war zur Weihe eingeladen.

Eine Feier mit großem Einzugsgebiet

Werner Pieper hat im Laufe seines Lebens in acht Diözesen gearbeitet (und in einer neunten gewohnt). Über die Stationen Münster, Stuttgart-Rottenburg, Essen, Köln, München, Trier, Limburg und Bamberg ist er schließlich vor fünf Jahren mit seiner Rückkehr nach Gelsenkirchen wieder im Bistum Essen gelandet. Man kann getrost davon ausgehen, dass zur heutigen Feier in St. Thomas Morus Gäste und Weggefährten aus allen Ecken Deutschlands anwesend sein werden – und sogar aus dem Ausland, wie er verrät. Über seine Zeit in Namibia, als Exerzitienleiter für deutschsprachige Missionare, haben wir kaum gesprochen. Doch es muss ja auch für das diamantene Jubiläum noch etwas zu erzählen geben.

Ich danke für das Gespräch und will eine schöne Feier wünschen, da unterbricht er mich. Ein Gedanke zum Schluss ist ihm wichtig: Bei aller Schwierigkeit heute – und ohne die Probleme wegdiskutieren zu wollen, mit denen die katholische Kirche konfrontiert ist und mit denen sie umgehen muss – plädiert er für Zuversicht. Es gebe keinen Grund zu Resignation, sagt er. Denn die frohe Botschaft der Bibel bleibt weiterhin wichtig und gilt – für alle Menschen und für alle Zeiten.

Text und Foto: J.L. Gutmann, Propsteipfarrei St. Augustinus
 

Pater Werner Pieper feiert dieses Wochenende den 50. Jahrestag seiner Priesterweihe, die er 1974 in Münster empfing.

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