Schweigezug & Kundgebung
Die Demokratische Initiative Gelsenkirchen ruft auf, den Novemberpogromen von 1938 zu gedenken. Der Schweigezug führt am 9. November um 18 Uhr vom Bahnhofsvorplatz zur Neuen Synagoge. Um 18:20 Uhr beginnt dort die Kundgebung.
Seit 1964 erinnern die Menschen in Gelsenkirchen jedes Jahr am 9. November an die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit. Nach 1933 wurden in Deutschland Jüdinnen und Juden durch zahlreiche antisemitische Maßnahmen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Novemberpogrome des Jahres 1938 waren ein brutaler Höhepunkt dieser andauernden Diskriminierung und der Verbrechensgeschichte des „Dritten Reiches“.
Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und anderer Menschen, die als „Gemeinschaftsfremde“ stigmatisiert wurden, gipfelte in Vernichtungskrieg und Völkermord. Extremer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, antidemokratisches Denken und Kriegsverherrlichung waren die Ursachen dafür. Die Erinnerung verpflichtet uns für die Gegenwart und die Zukunft, solche Entwicklungen entschlossen zu bekämpfen. Dafür gibt es auch in unserer Stadt immer noch traurigen Anlass. Menschen jüdischen Glaubens müssen in ihrem Alltag immer wieder Beleidigungen und Bedrohungen ertragen. Antisemitische Einstellungen, Verschwörungsglaube und offener Hass in viel zu vielen Köpfen spalten unsere Gesellschaft und gefährden unsere Demokratie.
Da es in diesem Jahr 60 Jahre her ist, dass die SJD – Die Falken erstmals eine Demonstration zum Gedenken an die Novemberpogrome in Gelsenkirchen organisiert hat, orientieren wir uns am Weg des Jahres 1964. Ausgangspunkt unseres Schweigezugs ist der Bahnhofsvorplatz in der Gelsenkirchener Altstadt. Von dort führt unser Weg über die Bahnhofstraße und Arminstraße zur Neuen Synagoge von Gelsenkirchen.
Die Neue Synagoge wurde 2007 am Standort der alten Gelsenkirchener Synagoge errichtet. Das erste jüdische Gotteshaus Gelsenkirchens wurde 1938 in einer der finstersten Nächte der deutschen Geschichte zum Raub der Flammen, nachdem es von Bürgern unserer Stadt in Brand gesteckt worden war. Auf der Bahnhofstraße und in ihren Nebenstraßen wurden die Geschäfte, Praxen, Kanzleien und Wohnungen jüdischer Familien zerschlagen und geplündert. Jüdische Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener wurden von ihren Nachbarn misshandelt und gedemütigt. Für ihre Schandtaten wurden die Täter niemals bestraft. Mit unserem gemeinsamen Gedenken möchten wir bekunden, dass die Menschen in Gelsenkirchen die nationalsozialistischen Verbrechen nicht vergessen haben und nicht vergessen werden.
Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste Gelsenkirchens auf, zahlreich an Kundgebung und Schweigezug teilzunehmen. Wir fordern dazu auf, jeder Form von Extremismus, Menschenfeindlichkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Wir treten ein für Toleranz und Frieden, für die Achtung der Grund- und Menschenrechte, Mut, Zivilcourage und demokratisches Engagement im Alltag.
In Gelsenkirchen darf es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und völkisches Denken geben.
Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.
Text: Demokratische Initiative Gelsenkirchen
Titelbild: Peter Weidemann, Pfarrbriefservice.de
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